Hans-Böckler-Stiftung | Gesine Schwan beim Hochschulpolitischen Forum PDF Drucken
Sonntag, den 06. März 2011 um 00:00 Uhr
Den Eröffnungsvortrag beim Hochschulpolitischen Forum 2011 hielt Prof. Dr. Gesine Schwan. Ihr Thema: "Von der Ware zum öffentlichen Gut - Hochschule der Zukunft".
Vortrag von Frau Prof. Schwan (pdf)
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Sendesperrfrist: Beginn der Rede, 13:15h
Prof. Dr. Gesine Schwan Berlin, den 24. Februar 2011
Es gilt das gesprochene Wort:
„Von der Ware zum öffentlichen Gut – Hochschule der Zukunft“
I. Einleitung
Die Hans Böckler Stiftung hat zu einer spannenden Diskussion über die „Hochschule der Zukunft“ eingeladen, und ich frage mich, wie es angesichts der doch ziemlich weit auseinanderliegenden Vorstellungen der Beteiligten, gelingen kann, zu einer gegenseitigen Verständigung, nicht nur zu einem Schlagabtausch zu gelangen.
In der Regel gelingt dies am besten, wenn man gemeinsame Interessen hat und sie sich auch klar macht. Ob wir sie haben, weiß ich nicht. Nach der Lektüre der beiden Texte der Hans Böckler Stiftung einerseits und der BDA und des BDI anderseits möchte ich immerhin zu Beginn meiner Überlegungen kurz das herausarbeiten, was ich – auch im Vergleich mit meinen eigenen Positionen ‐ als einen gemeinsamen Nenner begreife. In einem zweiten Schritt will ich meine eigenen Folgerungen aus diesem gemeinsamen Nenner ziehen, um meine Position durchsichtig und kritisierbar zu machen. Und in einem dritten kurzen Teil werde ich dann Fragen an die beiden anderen Positionen stellen, die zur Diskussion überleiten können. Insgesamt verspricht es m.E. nicht viel, sich über Details zu streiten, weil gravierende Unterschiede schon auf der Ebene der Zielbegründungen und der Urteilskriterien liegen, über die wir uns verständigen müssten. Freilich ist es immer dienlich, abstraktere Gedanken an konkreten Beispielen zu erläutern.
II. Der gemeinsame Nenner unserer Positionen
Die Gemeinsamkeiten formuliere ich wie folgt: Hochschulen sind Orte, an denen Wissenschaft in Forschung und Lehre betrieben wird. Unabdingbare Voraussetzung ist die Freiheit der Wissenschaft. Zugleich ist die „Hochschule der Zukunft“ der Gesellschaft, ihren Aufgaben und Bedürfnissen verpflichtet. Sie muss diese Herausforderungen annehmen, aber auch ein kritischer selbstreflektiver Akteur gegenüber der Gesellschaft sein.
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In den Worten des Arbeitgeber‐Papiers: „Ihre gesellschaftliche Verantwortung nehmen Hochschulen auch durch ihre kritische Rolle in der Gesellschaft wahr. Sie beteiligen sich an öffentlichen Diskussionen, hinterfragen das scheinbar Selbstverständliche und bringen bei wichtigen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragen ihren wissenschaftlichen Sachverstand ein.“ (S. 10)
Besonders gut gefällt mir darin die Formulierung: „hinterfragen das scheinbar Selbstverständliche“, denn das ist das Proprium der Wissenschaft und in unserer Zeit besonders dringlich; nicht zuletzt für die Bildung im Allgemeinen und die Persönlichkeitsbildung im Besonderen, der die „Hochschulen der Zukunft“ nach dem gemeinsamem Verständnis der vorliegenden Positionen ebenfalls zu dienen haben.
Darüber hinaus sollen Hochschulen möglichst leistungsfähig sein, ausreichend und vornehmlich vom Staat finanziert werden und sich auf die praktischen Probleme der Gesellschaft einlassen, vor allem der Innovation dienen. Sie sollen einem erheblichen Teil eines Jahrgangs (ca. 30% bis 40%) sowie allen Schichten und gerade auch Berufstätigen offen stehen. Hier ist mehr Durchlässigkeit gefordert. Wichtig ist auch zunehmend eine Anpassung von Studium und persönlichen Biographien (Familienbildung) ebenso wie
Arbeitsbiographien. Arbeits‐ und Studienphasen müssen miteinander abwechseln können.
In der Lehre bilden Hochschulen nicht nur für die Wissenschaft aus, sondern auch für das Arbeitsleben. „Beschäftigungsfähigkeit“ und Beobachtung des Arbeitsmarktes sind also wichtige Ziele. Auch darauf müssen sich Hochschulen in Verantwortung für die Gesellschaft und für ihre Absolventen konzentrieren, können also nicht nur einer wissenschaftlichen „Eigenlogik“ folgen. Dazu gehört, das praktische gesellschaftliche Umfeld in die Wissenschaft einzubeziehen, auch dessen verschiedene Perspektiven bei der Formulierung
der Probleme und wissenschaftlichen Fragestellungen aufzunehmen. Die verantwortliche Hochschule der Zukunft zieht sich nicht in den Elfenbeinturm zurück. Hochschulen brauchen für eine gute Erfüllung ihrer Aufgaben trotz demokratischer Legitimation möglichst viel Autonomie gegenüber dem Staat als ihrem Hauptgeldgeber. Das stellt hohe Anforderungen an die Leitung von Hochschulen.
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Wertvoll ist auch eine Differenzierung der Hochschullandschaft,
um den vielfältigen Aufgaben in der Gesellschaft gerecht zu werden.
Ein weiteres entscheidendes Erfordernis der „Hochschule der Zukunft“ ist ihre
internationale Ausrichtung. Die Welt ist immer interdependenter geworden
und der Arbeitsmarkt, insbesondere für Akademikerinnen und Akademiker ist
global. Das hat Folgen für fremdsprachliche Lehre, vor allem für notwendige
Auslandsaufenthalte während des Studiums sowie für internationale
Kooperationen in der Forschung und den Austausch von Lehrenden.
Nimmt man diese gerafften Punkte zusammen, so ergibt sich eine beachtliche
Zahl von Gemeinsamkeiten. Und doch sprach ich von erheblichen
Positionsunterschieden. Sie treten erst in Erscheinung, wenn man die
allgemeinen Begriffe: Freiheit der Wissenschaft, Verantwortung für die
Gesellschaft (wer und was ist die Gesellschaft), Bildung, Innovation,
Arbeitsmarkt und Beschäftigungsfähigkeit, Differenzierung der
Hochschullandschaft, Internationalisierung genauer entfaltet und nach den
jeweiligen Begründungen fragt.
Interessant ist, dass man im Text der Arbeitgeber den Begriff „Demokratie“
(oder demokratisch) kein einziges Mal findet (ich habe extra die Suchmaschine
betätigt) und umgekehrt im Text der Böckler‐Stiftung das Wort „die Besten“
(groß oder klein geschrieben) auch kein einziges Mal (ebenfalls ausweislich der
Suchmaschine). Bei den Arbeitgebern dagegen finden sich die Besten mehrfach
und prominent und bei der Böckler‐Stiftung gilt dasselbe für die Begriffe
Demokratie bzw. demokratisch. Das erscheint mir durchaus symptomatisch.
Der Befund gibt einen Hinweis auf den ganz unterschiedlichen Kontext, in dem
die von mir zitierten gemeinsamen Begriffe jeweils stehen und von dem sie ihre
Bedeutung und ihren Stellenwert erhalten.
III. Meine Position zur „Hochschule der Zukunft“
Vor diesem Hintergrund möchte ich meine eigene Position kurz
zusammenfassen.
Als Erstes kommt es mir sehr darauf an, die Vorstellungen über die
„Hochschule der Zukunft“ bewusst und sorgfältig zu begründen, also den
Referenzhorizont zu erhellen. Dabei handelt es sich um eine werthafte, eine
normative Begründung, denn es geht ja um Ziele bzw. Wünsche ‐ so wünschen
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wir uns die „Hochschule der Zukunft“ ‐, nicht um Beschreibungen oder
Analysen von Vorhandenem. Wertungen kann man – Max Weber hat dies bis
heute überzeugend gezeigt ‐ nicht wissenschaftlich bzw. verbindlich
begründen, aber man kann sie auch nicht vermeiden, sollte sie deshalb um der
Nachprüfbarkeit der Argumentation willen transparent machen.
Das ist im Übrigen auch ganz unverzichtbar, wenn man sich verständigen will.
Denn seriös betrachtet, werden sie den Zielen ja nicht einfach von unten als
Dekoration „angeklebt“, sondern stehen in einer stimmigen und
überzeugenden Konzeption von zukünftiger Hochschule in schlüssigem
Zusammenhang mit den institutionellen und kulturellen Folgerungen im
Einzelnen. Die den Zielen zugrundeliegenden Werte verstehen sich auch nicht
von selbst, auch wenn Zeitgeistigkeit dies manchmal suggeriert. Sie können im
Übrigen untereinander auch in Widerspruch geraten.
Meine „Hochschule der Zukunft“ orientiert sich am fundamentalen Wert der
Freiheit aller Menschen, das heißt an ihrem gleichen Recht auf
Selbstbestimmung, das Freiheit somit untrennbar mit Gerechtigkeit als
Chancengleichheit verknüpft. Die Freiheit der Wissenschaft ist Teil dieser
Freiheit. Sie bedingen einander, weil ohne persönliche, politische und
gesellschaftliche Freiheit Wissenschaftsfreiheit nicht gedeihen kann und diese
ohne die Einbettung in politisch verfasste Freiheit zum Privileg einiger wird
oder als Informationssteigerung auf Kosten von Selbstbestimmung und
Humanität zur Unmenschlichkeit degenerieren kann. Die
Wissenschaftsgeschichte hat uns gelehrt, dass Wissenschaft keine Begründerin,
schon gar keine Garantin für Moralität und Freiheit ist. Es gab hervorragende
Wissenschaftler im Dienste des Nationalsozialismus.
Wenn die gleiche Freiheit aller die Voraussetzung von nicht degenerierender
Wissenschaftsfreiheit ist, dann haben die Hochschulen jedenfalls auch – nicht
ausschließlich! – die Aufgabe, die Sicherung politischer und sozialer Freiheit als
ihre Grundlage zu stärken. Angesichts der globalen Interdependenz und vor
dem Hintergrund der universellen Menschenrechte gilt dies nicht nur für
Deutschland, sondern überall auf der Welt. Eine Forschung, die dazu beiträgt,
um nationaler Vorteile willen andere Gegenden oder Gesellschaften in
Abhängigkeit zu bringen, wird dieser Aufgabe nicht gerecht. Gezielter brain‐
drain z.B., der die besten Köpfe nach Deutschland ziehen will und in
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Entwicklung befindliche Gesellschaften damit um ihre Chancen bringt, wird
dem nicht gerecht. Und handelt gegen das eigene wohlverstandene langfristige
Interesse. Dasselbe tut ein Verständnis von Internationalisierung von
Hochschulen, das vorrangig den sog. Standort Deutschland oder Europa z.B.
gegen die USA oder Asien stärken will.
Wissenschaft ist universell und daher gemeinwohlorientiert. Das Gemeinwohl
kann man weder dekretieren noch axiomatisch oder philosophisch ableiten. Es
fällt auch nicht vom Himmel, sondern ist Ergebnis einer fairen sozialen und
politischen Auseinandersetzung – die Betonung liegt auf „fair“. Schon gar nicht
folgt es aus der Summe der Partikularinteressen. Es gibt auch keine Gruppe in
der Gesellschaft, die a priori einen Vorrang genießen würde.
Wissenschaft schöpft ihre Gemeinwohlorientierung und – sehr wichtig – ihre
Autorität daraus, dass sie jegliche Indienstnahme für partikulare Interessen
abwehrt, denn solche Indienstnahme steht mit Sicherheit dem Gemeinwohl
entgegen und unterminiert wegen ihrer Einseitigkeit die Wahrheit ihrer
Aussagen, die immer alternative Perspektiven und Argumente von sich aus
aufsuchen muss.
Der Verlust der Autorität von Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten rührt vor
allem daher, dass sie sich vielfach – aus Mangel an Finanzierung – von
partikularinteressierten Finanzierern – auch staatlichen ‐ in Dienst hat nehmen
lassen, und viele Wissenschaftler finden das inzwischen normal. Aber dieses
Verhalten schadet nicht nur einer auf Wahrheit orientierten Wissenschaft –
und worauf sollte sich Wissenschaft sonst orientieren? ‐, sondern auch der
Demokratie – als der zeitgemäßen Politik‐ und Lebensform von persönlicher
Freiheit.
Diese ist nämlich, das wissen wir seit Alexis de Tocqueville, auf Autoritäten
angewiesen, denen man nicht alles abnimmt, die man aber respektiert, weil sie
kompetent und nicht Partikularinteressen unterworfen sind. Demokratische
freiheitliche Gesellschaften brauchen um ihres Zusammenhaltes willen solche
Autoritäten, an denen sie sich gemeinsam „abarbeiten“ können, um immer
erneut zu einem Grundkonsens über ihr Zusammenleben zu gelangen. Sonst
gewinnen einfach die Mächtigsten und unterminieren auf diese Weise Freiheit
und Demokratie. Unsere gegenwärtige Situation zeigt bereits gefährliche
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derartige Erosionserscheinungen. „Hochschulen der Zukunft“ sind
„Autoritäten“.
Sie dienen mithin auch nicht einfach einer nationalen Demokratie, auch nicht
einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe ‐ z.B. weder Arbeitgebern noch
Arbeitnehmern ‐, sondern der Sicherung demokratischer Verhältnisse überall
auf der Welt und der Chance aller gesellschaftlichen Gruppen, in einem
Machtgleichgewicht einen fairen Anteil an den gemeinsamen Angelegenheiten,
auch am gemeinsam erarbeiteten Wohlstand zu erhalten.
Das stellt hohe Anforderungen an die Zusammenarbeit von Wissenschaft und
Gesellschaft, die damit genauer in den Blick tritt. Freiheitliche Gesellschaften
sind pluralistisch, sie sind faktisch und gewollt von einer Vielfalt
unterschiedlicher, auch miteinander konfligierender Interessen durchzogen.
Um fruchtbar zu gelingen, muss Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und
Gesellschaft vertrauensvoll geschehen. Aber sie muss zugleich jegliche
gegenseitige Vereinnahmung vermeiden. Es handelt sich um eine
spannungsreiche, man könnte sagen „antagonistische“ Kooperation, in der die
unterschiedlichen Logiken der gesellschaftlichen Teilsysteme einschließlich der
unterschiedlichen Beurteilungskriterien von Leistungen gewahrt bleiben
müssen. Sonst geschieht eine klammheimliche Landnahme, und die Freiheit der
Gesellschaft als Ganzer wie ihrer Teilbereich geht verloren.
Ein Beispiel: Wissenschaft muss immer revisionsbereit sein, Unternehmen
dagegen müssen entscheiden und Gewinn machen. Der Erfolg ihrer
Kooperation hängt davon ab, dass sie jeweils in ihrer eigenen Verantwortung
bleiben, dass Wissenschaft sich Kritik an unternehmerischen Entscheidungen
u.a. im Dienste neuer Weichenstellungen in der Forschung vorbehält und
Unternehmen sich nicht in die Tatenlosigkeit der ständigen wissenschaftlichen
Revisionsbereitschaft zwingen lassen. Das kann zu Spannungen, ärgerlichen
Reibungen und Konflikten führen, ist aber die Voraussetzung von Innovation,
die beide wollen und von der sie profitieren.
In den letzten ca. 20 Jahren sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen
Teilsystemen der Gesellschaft immer mehr verwischt worden. An die Stelle je
eigener Qualitätskriterien, Erfolgslogiken oder Motivationsmechanismen hat
ein undifferenziert ökonomisches Markt‐ und Wettbewerbsdenken die
gesellschaftlichen Alternativen Kunst, Kultur, Gesundheit, Bildung,
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Wissenschaft etc. mit ihren je eigenen Logiken immer mehr aufgesaugt und
damit insbesondere Hochschulen, Wissenschaft und Bildung ihres Reichtums
und ihrer Vielfalt, aber auch die Gesellschaften wichtiger, ja unverzichtbarer
Potenziale für die Zukunft beraubt. Nicht nur in der Hochschule, sondern
überhaupt in der Bildung. In den Mittelpunkt meiner eigenen Überlegungen
stelle ich deshalb die Kritik an der Kolonisierung der Bildung durch die
ökonomische Markt‐ und Konkurrenzlogik, die Bildung und Wissenschaft
tendenziell und zum Nachteil von Individuen, Gesellschaft und Gemeinwohl zur
Ware macht.
Im Mittelpunkt der von mir kritisierten Kolonisierung steht der Begriff
„Wettbewerb“. Die Forderung des früheren BDI‐Präsidenten Olaf Henkel zu
Beginn der neunziger Jahre, von der Wettbewerbswirtschaft zur
Wettbewerbsgesellschaft „fortzuschreiten“ (auch ein Fortschrittsverständnis!),
markiert diese Kolonisierung. Seitdem gilt der Wettbewerb in allen Bereichen –
nicht nur in der Wirtschaft – zugleich als Vehikel der Leistungssteigerung wie
als deren Qualitätsmaß. Wer im Wettbewerb siegt, ist der oder die Beste. Ohne
Zweifel ist der Wettbewerb in der Wirtschaft die effizienteste und
unverzichtbare Bedingung für Leistung, weil er Vielfalt, Innovation und
Entwicklung ermöglicht und den Marktteilnehmern eine faire Chance in
Produktion und Konsum bietet. Auch hier sind das Ergebnis aber nicht
eindeutig „beste“ Produkte, sondern solche, die in den Augen der Abnehmer
mit ihren jeweiligen Präferenzen – die sich im Laufe der Zeit ändern können,
z.B. immer mehr Aspekte wie Energiesparen oder Umweltschonen einbeziehen
– so ausgewählt werden.
Im Unterschied zur wirtschaftlichen Produktion, die die Leistungseinschätzung
dem Markt überlassen kann, sind Leistungen von Bildung und Wissenschaft –
bei Humboldt Bildung durch Wissenschaft – an andere Qualitätskriterien und
auch an andere Entstehungsmotivationen gebunden. Das Ergebnis von Bildung
und Wissenschaft sind nicht Produkte als Waren über deren Nützlichkeit
Konsumenten entscheiden können, sondern gebildete Persönlichkeiten und
wissenschaftliche Einsichten in Wahrheits‐ und Gemeinwohlverantwortung,
vielleicht und hoffentlich auch praktisch umsetzbare Konzepte, deren Qualität
sich nicht in so einfachen Kategorien wie der der „Besten“ fassen lassen. Denn
in diesem Begriff der „Besten“ schnurren alle möglichen Einschätzungskriterien
undifferenziert zusammen.
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Mehr: die Rhetorik der aus dem Wettbewerb wie selbstverständlich
hervortretenden „Besten“ blendet zwei wesentliche Bedingungen
wissenschaftlicher Seriosität aus: die vom Wahrheitspostulat geforderte
Reflexion über Begründungen und Urteilskriterien und den Aufruf von René
Descartes: De omnibus dubitandum, dass wir an allem zweifeln sollen.
Wissenschaft ist im Kern auf Zweifel angelegt, davon hängen ihre Kreativität,
ihre Wahrheitsfähigkeit und ihre Chancen ab, schließlich auch zur Innovation in
der Gesellschaft – in der Wirtschaft, aber auch in allen anderen Bereichen der
Gesellschaft ‐ beizutragen.
Natürlich besteht Wissenschaft nicht nur aus Zweifeln, sondern auch aus
konstruktiven Ideen und Antworten: Ob es sich um eine neue
literaturwissenschaftliche Interpretation von Tolstoj handelt oder um eine neue
natur‐ und ingenieurwissenschaftliche Antwort auf die Frage nach dem
Umgang mit CO2. Aber der Raum und die Zeit für Zweifel müssen auch hier
immer offen bleiben, sonst gerät das Konstruktive zum Dogma oder zur
Borniertheit, und eine zunächst überzeugende und rentable technische Lösung
wird nicht mehr mit alternativen Lösungen konfrontiert, die vielleicht
nachhaltiger wären.
Unternehmen müssen sich, manchmal mit langem zeitlichem Vorlauf bei
großen Investitionen für eine Technologie entscheiden. Aber diese können am
Tag der Umsetzung schon veraltet oder jedenfalls nicht mehr die
interessantesten sein. Deshalb muss Wissenschaft unabhängig bleiben, um im
Sinne des Gemeinwohls nach immer neuen Lösungen zu suchen.
Kooperationen sind wichtig und hilfreich, aber sie dürfen die beiden Bereiche
Wissenschaft und Wirtschaft um längerfristiger Interessen, d.h. des
Gemeinwohls willen nicht verschmelzen. Die „Hochschule der Zukunft“
kultiviert den wissenschaftlichen Zweifel und das Denken in Alternativen
bewahrt ihre Unabhängigkeit von anderen gesellschaftlichen Teilbereichen.
Zweifel, Alternativen suchen – das braucht Zeit! Die „Hochschule der Zukunft“
braucht für Forschung und Lehre nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeit.
Nicht die aktuell effizienteste Produktion kann das Leitbild sein. Oft sind
Umwege sehr wichtig, weil sie unerwartete Perspektiven eröffnen können und
weil man das „Neue“ nicht als Produkt bestellen kann. Die gegenwärtige totale
Konzentration auf den Wettbewerb, auf die sog. Besten, auf Selektion und eine
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ganz unreflektierte Schimäre von Exzellenz, mit der Höchstschätzung von
Drittmitteln, die auf rasche Forschungsergebnisse zielen, mit knappen
Forschungsperioden, von denen die Hälfte darauf verwendet wird, wieder neue
Forschungsmittel an Land zu ziehen ‐ sie fördert eine Kurzatmigkeit, die
nachhaltige ausgereifte Forschung konterkariert. Sie macht
WissenschaftlerInnen zu ManagerInnen, anstatt ihre spezifische Kreativität zu
nutzen.
Wettbewerbsdruck, Selektion, kurzfristige finanzielle Mittel, das alles soll seit
zwanzig Jahren den Hochschulen Beine machen, um ihre Leistung zu steigern.
Man erreicht das Gegenteil und berauscht sich häufig an Kennziffern und
Rankings (als eine Art Marktersatz), um besser zu kontrollieren und genau
Bescheid zu wissen. Damit meinte man das bis heute klaffende finanzielle
Defizite wettmachen zu können. Mit verheerenden Folgen, die viele Potenziale
zerstören – besonders in der Lehre, auf die ich gleich komme. Vorab geht es
mir um meine Alternative in der Forschung: Die Hochschule der Zukunft
braucht weniger Wettbewerb und bessere finanzielle Grundausstattungen.
Vielen wird dies als unverantwortlicher Kontrollverlust vorkommen. In der Tat
die fruchtbare Wissenschaft kann nur gedeihen, wenn man den
Wissenschaftlern weitgehend vertraut bzw. die Kontrolle auf
wissenschaftsinterne Akteure, nicht zuletzt die Studierenden verlegt ‐ was
öffentliche Transparenz nicht aus‐, sondern einschließt. Lebendige, möglichst
persönliche wissenschafts‐interne und inhaltliche Kommunikation würde an die
Stelle des gegenwärtig kontrollierenden oberflächlichen
Reputationswettbewerbs – gleichsam vom Hörensagen der Seilschaften her –
treten und wieder zu mehr substanzieller Auseinandersetzung führen.
Hier möchte ich einen kleinen Exkurs zum Vertrauen einschieben: Die Klage um
den Vertrauensverlust ist allenthalben und nicht neu. Die Mittel dagegen
werden weniger diskutiert. Das ist natürlich ein weites Feld. Aber die
Komplexität moderner Gesellschaften mit ihren Teilbereichen macht Kontrolle
der Spezialisierungen immer schwieriger und Vertrauen immer notwendiger.
Ohne vertrauenswürdiges Verhalten der Menschen können wir keine Abhilfe
finden. Nur wenn jeder an seiner Stelle die Wahrheits‐ und
Integritätsforderungen ernst nimmt, kann in der Gesellschaft als Ganzer wieder
mehr Vertrauen entstehen.
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Deshalb sind zum einen die Unabhängigkeit der verschiedenen Systeme von
einander und ihre Transparenz so wichtig, damit keine Übermächtigungen zur
Unehrlichkeit führen. Zum anderen aber ist ein Verstoß dagegen in einem
gesellschaftlichen Teilsystem – der Wissenschaft, dem Sozialwesen, der
Wirtschaft – ein Angriff auf das gesamtgesellschaftliche Vertrauen. Wer in der
Wissenschaft Integritätsforderungen nicht beachtet, unterminiert nicht nur das
System Wissenschaft, sondern das gesamtgesellschaftliche Vertrauen, das auf
ein vertrauenswürdiges Wissenschaftssystem angewiesen ist. Der Volksmund
sagt dazu mit Weisheit: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er
auch die Wahrheit spricht.“ Warum sollte man in der Wissenschaft täuschen
und in der Wirtschaft, der Kultur oder der Politik die Wahrheit sagen? Wer die
Regeln wissenschaftlicher Integrität missachtet, zeigt kein wissenschaftliches,
sondern ein moralisches, vielleicht sogar rechtliches Fehlverhalten. Wer als
Klempner mit unerlaubtem Material arbeitet, zeigt kein klempnerisches,
sondern ein rechtliches oder moralisches Fehlverhalten.
Ich habe bisher von der zerstörerischen Wirkung der
Wettbewerbsverabsolutierung in der Forschung gesprochen. Mindestens
ebenso desaströs wirkt sich seine Totalisierung in der Lehre bzw. in der Bildung
aus. Die Spatzen pfeifen es inzwischen von den Dächern, wie sehr der
Wahnwitz des Wettbewerbs von früh an und die dahinter stehende Angst der
Eltern, dass ihre Kinder nur als die Besten und die Talentiertesten eine
berufliche Überlebenschance haben, unseren Kindern psychisch und physisch
schadet, und übrigens auch den Eltern. In einer sog. Wissensgesellschaft sollte
man zur Kenntnis nehmen, dass Lernen vor allem durch Selbstbestimmung und
Angstfreiheit unterstützt wird, nicht durch Druck und Angst. Verbote mögen
sich durch Angst gut und schnell einprägen, kreative Lösungen für Probleme zu
finden, gelingt dagegen in einem Klima der freundschaftlichen Kooperation und
der Freiheit. Hirnforscher wie Manfred Spitzer, der selbst fünf Kinder hat,
werden auch aus naturwissenschaftlicher Perspektive nicht müde das zu
betonen.
Seit zwei Jahrzehnten haben jedoch bei uns, unterstützt durch eine weit
verbreitete Weltsicht des alles verschlingenden globalen Wettbewerbs, die
Konzentration auf Konkurrenz und Elite, darauf, alles als Beste zu absolvieren,
das Starren auf die Noten, damit man die nächste Bildungshürde nehmen kann,
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die Bildungsinstitutionen mehr und mehr durchdrungen und den Geist aus den
Hochschulen zugunsten einer oberflächlichen Geschäftigkeit vertrieben.
Um die sog. Besten einwandfrei ermitteln zu können, versucht man Prüfungen
so weit wie möglich zu quantifizieren und unter dem Stichwort
„studienbegleitende Leistungskontrollen“ zahlenmäßig ins Aberwitzige zu
steigern. Damit wird das Abgefragte standardisiert, zugunsten eines eher
repetitiven Lernens, das eigene kreative Kräfte, gar Widerspruch oder
Infragestellung der neuen Lernprozedur nicht mehr zulässt. Das Ganze
geschieht unter einem enormen Zeitdruck, der geistige Reifungsprozesse,
Engagement in der Hochschule oder überhaupt außerhalb des eigentlichen
Lernprogramms, eigenständig‐erfinderisches Suchen, um sich Herumschauen,
ganz zu schweigen von Liebeskummer nicht mehr erlaubt.
Die Konzentration auf den Wettbewerb mit der notwendigen Hierarchisierung
der Ergebnisse – man muss ja die Besten finden! – blendet bei den
Studierenden viele Fähigkeiten und Potenziale aus, weil sie gar nicht mehr
abgefragt werden. Damit entmutigt man diejenigen, die dabei auf der Strecke
bleiben, schafft eine Mehrheit von Verlierern und beraubt die Gesellschaft
wertvoller Potenziale, die sie in Zukunft vermutlich bitter braucht. Ganz zu
schweigen von dem Leid, das dieses System über die jungen Menschen und
ihre Eltern bringt. „Die Hochschule der Zukunft“ bringt Gewinner hervor, nicht
eine Schar von Verlierern.
Der Blick auf den Arbeitsmarkt ist für die Absolventen prinzipiell eine
unverzichtbare Option, geschieht gegenwärtig aber häufig und vor allem bei
den Wettbewerbsanhängern in der Illusion, dass man ihn für die nächsten fünf
Jahre vorhersagen könnte. Alle seriösen Studien etwa des Max‐Planck‐Instituts
für Bildungsforschung in Berlin zeigen, dass dies nicht möglich ist. Stattdessen
käme es darauf an, das Wettbewerbsdenken radikal hinter sich zu lassen und
die individuellen Fähigkeiten so zu fördern, das jedes Kind und jeder
Studierende Spitzenleistungen nicht im Vergleich zu den anderen, sondern zu
seinen eigenen Potenzialen erreicht. Damit stärkt man Motivation und
erfolgreiches Lernen.
Zwischen Studierenden wie zwischen Hochschulen verläuft eine
Differenzierung, die Vielfalt erhält und fördert, dann horizontal, nicht vertikal‐
hierarchisch mit starrem Blick auf die Besten. Die Differenzierung des
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Hochschulsystems der Zukunft kapriziert sich nicht auf Leuchttürme, sie fördert
eine gleichberechtigte Vielfalt, die der Vielfalt arbeitsmarktlicher und
insgesamt gesellschaftlicher Anforderungen und den weltweiten
Herausforderungen, die wir aktuell in ihrer Gesamtheit noch gar nicht
vorhersehen können, möglichst gut entspricht. Kooperation, die wir dringend
brauchen, vom Unternehmen bis zur internationalen Entwicklung, wird nicht
durch zermürbend feindselige Konkurrenz zersetzt. Diese Art komplementärer
und kooperativer Differenzierung befördert keine Gesellschaft von Wölfen, die
sich gegenseitig auflauern, wie Thomas Hobbes sie zeichnet und
konsequenterweise in einen mit ungeteilter Macht ausgestatteten Leviathan‐
Staat verfrachtet. Angesichts der innergesellschaftlichen Feindseligkeit ist der
nämlich allein in der Lage, den Bürgerkrieg zu verhindern. Ganz analog
unterminiert die gegenwärtig gesellschaftlich verabsolutierte Konkurrenz die
Demokratie.
Die „Hochschule der Zukunft“ verabschiedet sich radikal von dieser
Konkurrenz‐ und Elitenmanie und schafft ein Klima intensiven Lernens und
intensiver verantwortungsbewusster Leistung in Vielfalt. Sie lässt allen
Studierenden die Möglichkeit offen, nach einem Bachelor – mit oder ohne
berufliche Unterbrechung – einen Master anzuschließen, um die irreführende
Rennerei nach den besten Abschlussnoten zu beenden. Wenn für Bachelor
Absolventen Chancen auf dem Arbeitsmarkt bestehen, werden viele ohnehin
nicht sofort weiter studieren, nach einer Berufsphase aber möglicherweise
wieder auftanken wollen. Das entspräche durchaus einem sinnvollen
lebenslangen Lernen und der weiteren Durchlässigkeit des Studiums für
Menschen, die im Beruf neue Einsichten entwickeln und Erfahrungen sammeln
können, die sie zu effektivem Lernen motivieren.
Die „Hochschule (wie die Schule) der Zukunft“ denken nicht in Defiziten,
sondern in Potenzialen und mobilisieren diese Potenziale durch
Leistungserfolge der jungen Menschen auf den Gebieten, auf denen ihre
Stärken liegen. Das dient den unterschiedlichen gesellschaftlichen
Erwartungen, nicht zuletzt der Wirtschaft am besten, die auf motivierte
ausgeglichene Mitarbeiter setzen kann, nicht mit ehrgeizbesessenen
Automaten zurechtkommen muss. Dadurch verbessert sie auch den Standard
sog. Grundfertigkeiten, weil das Selbstwertgefühl der Lernenden steigt und sie
zu besserer Leistung sowohl ermutigt als auch stimuliert. Haben Sie je ein Kind
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gesehen, das angesichts seiner eigenen Leistung faul wird und seine
Aktivitäten einstellt?
Im Übrigen verbindet die autonomer gewordene „Hochschule der Zukunft“
effizientes Management mit demokratischer Teilhabe. Die Macht der Leitung
liegt dem Machtverständnis Hannah Arendt folgend in ihrer Fähigkeit,
Gemeinsamkeit für neue Ziele zu schaffen. Nach neun Jahren als Präsidentin
einer Hochschule bin ich nicht naiv in Bezug auf Beharrungskräfte und
inneruniversitären Provinzialismus. Dennoch plädiere ich für demokratische
Mitbestimmung aus drei Gründen:
1. Sie fördert eine Klima der Transparenz und der Argumentation und
veranlasst die Leitung dazu, kohärente Konzepte vorzulegen und zu
begründen.
2. Sie trainiert Formen der Willensbildung und der argumentativen
Auseinandersetzung, die einem freiheitlichen politischen System, einer
Demokratie angemessen sind.
3. Was an Zeit für die Überzeugung in den Gremien „verloren“ gehen mag,
kommt als Zeit‐Gewinn in der Implementation von Veränderungen
wieder zurück.
Schließlich: die Finanzierung. Mit den gegenwärtigen finanziellen Mitteln
können die Hochschulen ihren Aufgaben für die Zukunft nicht gerecht werden.
Eine Ausweitung durch private Finanzierer ist nicht in Sicht und in den Folgen
auch problematisch. Umschichtungen im staatlichen Haushalt sind im
notwendigen Ausmaß nicht zu erwarten. Wir kommen um folgende
Maßnahmen nicht herum, wenn wir Bildung wirklich für die Zukunft ausstatten
wollen:
1. Umschichtung von Bundesmitteln in die Länder, die für Bildung zuständig
sind und sich diese Kompetenz auch nicht nehmen lassen werden.
2. Übergang von einem kompetitiven zu einem kooperativen Föderalismus.
3. Neue Steuereinnahmen, z.B. durch eine Vermögenssteuer, die zu
Unrecht abgeschafft worden ist.
4. Steuerliche Begünstigung von Stiftungen, allerdings nur, wenn in Zukunft
mindestens 70% an stiftungsfremde Projekte gehen, Stiftungen also nicht
mir steuerlichen Mitteln praktisch nur ihre eigenen Projekte finanzieren.
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IV. Fazit
Die „Hochschule der Zukunft“ atmet den Geist der zweckfreien
wissenschaftlichen Neugier, der Verantwortung für politische und
gesellschaftliche Freiheit überall auf der Welt, des Zweifels und Denkens in
Alternativen, des Respekts vor den unterschiedlichen Logiken der
gesellschaftlichen Teilbereiche, der Förderung gleichberechtigter Vielfalt,
Nachdenklichkeit, gegenseitigen Achtung und Offenheit, der demokratischen
Teilhabe und insgesamt eines zupackenden Realitätsbezuges, in dem wir uns
bei aller Differenzierung unserer sozialen Rollen als citoyens, als Bürger unseres
freiheitlichen Gemeinwesens auf die zukünftigen, heute z.T. noch
unübersichtlichen Herausforderungen vorbereiten. In dem wir uns nicht nur
um unser eigenes Fortkommen kümmern, sondern Verantwortung für das
Gemeinwohl übernehmen. In dem wir erkennen, dass Bildung und
Wissenschaft keine Waren sind, die für die private Karriere angeboten werden
und ihr ausschließlich dienen, sondern ein öffentliches Gut, das für das
Gelingen des individuellen Lebens genauso wichtig ist wie für die Stärkung
freiheitlicher Gesellschaften, die auf Verständigung und Ausgleich zielen und
gerade darin Höchstleistungen vollbringen. In der „Hochschule der Zukunft“
macht es wieder Spaß, gemeinsam und im Austausch mit der Gesellschaft zu
studieren, zu lehren und zu forschen.
Soweit meine Vision.
V. Fragen an die Gesprächspartner
a) Zum Papier des BDA/BDI und des Stifterverbands der deutschen
Wissenschaft
1. Spielt die Demokratie als Orientierung für die „Hochschule der
Zukunft“ eine Rolle?
2. Soll der Entwurf den gesamtgesellschaftlichen Interessen und
Herausforderungen entsprechen oder formuliert er Erwartungen und
Interessen der herausgebenden Verbände bzw. der deutschen
Wirtschaft?
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3. Aus welchen „Stakeholder“ Gruppen setzt sich die Gesellschaft
gegenüber der Hochschule zusammen? Für wen ist sie da?
4. Sind für die Wirtschaft neben den Natur‐ und
Ingenieurwissenschaften auch die Geistes‐, Sozial‐ und
Kulturwissenschaften von Belang?
5. Wie ist die Vermittlung von Wettbewerb und Kooperation zu denken
angesichts des klaren Übergewichts von Wettbewerb und der
Nullsummen‐Situation die er begünstigt?
6. Welchen Sinn hat es in einer globalisierten Wirtschaft, die besten
Köpfe aus aller Welt nach Deutschland zu ziehen?
7. Gibt es Unterschiede zwischen Unternehmen und Hochschulen
hinsichtlich ihrer Ziele, Strukturen und Kulturen?
8. Haben Finanzierer auch die Felder von Forschung und Lehre zu
bestimmen (z.B. staatliche Förderprogramme die „politisch
relevanten Wissensfelder“?)
9. Können zur besseren Bildungsfinanzierung, gerade auch der
Hochschulen, neue Steuern erhoben werden (z.B.
Vermögenssteuer?)?
b) Fragen an das Papier der Böckler‐Stiftung:
1. Spielt die Auswahl der „Besten“ eine Rolle in Ihrem Konzept?
2. Was ist eine „soziale Hochschule“?
3. Fühlt sich der Entwurf vor allem den Arbeitnehmern verbunden oder
auch konträren gesellschaftlichen Gruppen?
4. Wie soll sich das Verhältnis von Leitung und Partizipation gestalten?
5. Wie können Transparenz und „informelle Partizipation“ im
vorgeschlagenen Governance Modell miteinander vereinbart werden?
6. Welchen Einfluss sollen Staat und Politik auf Forschung und Lehre
nehmen?
7. Was erwartet der Entwurf von Evaluationen und Akkreditierungen
hinsichtlich der Qualitätssicherung von Forschung und Lehre?
8. Wie soll die öffentliche Finanzierung erhöht werden?
9. Wie steht die Böckler‐Stiftung zu Steuererhöhung speziell für die
Finanzierung der Bildung?
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